Logopädie

Logopädie (von griech. logos = das Wort und pädeuein = erziehen),
die den durch eine Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung in seiner zwischenmenschlichen Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigten Menschen behandelt.

Störungen von Sprechen, Sprache, Stimme und Schluckfunktionen bringen für den Betroffenen gravierende Einschränkungen im Alltag mit sich. Aus diesem Grund wird die logopädische Therapie auf ärztliche Verordnung von gesetzlichen und privaten Krankenkassen gezahlt.

Sprachentwicklungsstörung

Eine spezifische Sprachentwicklungsstörung liegt dann vor, wenn der Spracherwerb deutlich verzögert erfolgt und langsamer verläuft, als bei Kindern ohne Sprachprobleme. Dieser quantitative Sprachrückstand wird von qualitativen Strukturproblemen begleitet, und kann hinzukommend mit Aussprachefehlern verbunden sein. 

Einschränkungen sind auf lexikalische-semantischer Ebene (Wortschatz), syntaktisch-morphologischer Ebene (Grammatik) und phonetisch-phonologischer Ebene (Aussprache) vorzufinden.

Artikulationsstörungen

sind Abweichungen von der altersüblichen Erwartungsnorm beim Erwerb und der Verwendung von Sprache im Bereich der mentalen Konzeption, der expressiv-motorischen Steuerung und/oder der artikulatorischen Produktion von Lauten, Lautkombinationen und Silben.

Eine Artikulations – bzw. Phonetische Störung liegt also nur dann vor, wenn alle phonemischen Kontraste erhalten bleiben, es aber zu einer rein phonetischen Fehlbildung kommt. Im Deutschen liegt eine Artikulationsstörung nur dann vor, wenn ein Kind

  • einen isolierten Sigmatismus („Lispeln“)
  • einen Schetismus lateralis („Wasser im Zahn“)
  • eine Kombination aus beidem

zeigt. Eine Artikulationsstörung kann parallel zu einer phonologischen Symptomatik auftreten. Weitere oft verwendete Termini: Dyslalie, phonetisch-phonologische Verzögerung/Störung, Aussprachestörung.

Myofunktionelle Störung

Hierbei handelt es sich um ein muskuläres Ungleichgewicht im Bereich der Gesichts -, Mund – und Kaumuskulatur.

Dies kann sich wie folgt zeigen:

  • Schluckstörungen und damit verbundenen Zahnfehlstellungen
  • fehlendem Mundschluss
  • Artikulationsstörungen

Hier findet häufig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Logopäden und Zahnärzten / Kieferorthopäden statt, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Stottern

Stottern ist eine Unterbrechung im Redefluss, eine sogenannte Redeflussstörung.

Bei 80% aller Kinder im Altern von 3 bis 6 Jahren kommt es zu physiologischem Stottern, d.h. zu normalen, entwicklungsbedingten Sprechunflüssigkeiten. Sollten diese Sprechunflüssigkeiten nach einem halben Jahr noch auftreten, wäre eine logopädische Abklärung sinnvoll.

Stottern kann sich wie folgt äußern:

  • häufige Unterbrechungen im Redefluss
  • Wiederholungen (z.B. „ ka- ka -ka „ , „ du – du – du“)
  • Dehnungen (z.B. „kkkaaaanst duuuu“)
  • Mitbewegungen des Körpers (Fäuste ballen, Augenzucken)
  • Begleitsymptome wie Vermeidung und Sprechangst

Stottern

Ebenso wie Stottern zählt auch Poltern zu den Redeflussstörungen.

Poltern ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Auslassung und Verschmelzung von Lauten und Silben
  • unrhythmisches und überhastet wirkendes Sprechen
  • Unterbrechung des Redeflusses
  • verwaschene, undeutliche Aussprache

Late Talker

Kinder, die in einem Alter von 2 Jahren noch keine 50 Wörter sprechen und keine Zweiwortsätze bilden können, werden als Late Talker bezeichnet.

Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist unbedingt indiziert, da Late Talker ein erhöhtes Risiko haben eine Sprachentwicklungsstörung zu bekommen, die im weiteren Verlauf zu Lese- Rechtschreib – Schwierigkeiten führen kann.

Das soziale Umfeld, insbesondere die Eltern, werden aktiv mit in die Therapie einbezogen (Elternberatungen, Tipps für zu Hause).

Stimmstörung

Definition: Sammelbegriff für alle Störungen der Sprechstimme, der Singstimme und der Rufstimme.

Man unterscheidet drei Formen von Stimmstörungen:

  1.  Funktionelle Stimmstörungen
    entstehen durch falschen Gebrauch von Stimme und/oder Atmung oder durch zu hohe stimmliche Belastung ( z.B bei Lehrern, Erziehern). Aus einer unbehandelten funktionellen Stimmstörung kann eine organische Stimmstörung entstehen.
  2.  Organische Stimmstörungen
    können durch organische Veränderungen unterschiedlichster Ursachen im Kehlkopf bzw. an den Stimmlippen entstehen.
    Mögliche Ursachen:
    – Stimmlippenknötchen
    – Stimmlippenzysten
    – Stimmlippenpolypen
    – Stimmlippenlähmungen (häufig nach Operationen)
  3.  Psychogene Stimmstörungen
    die Symptome sind ähnlich wie bei organischen und funktionellen Stimmstörungen. Es liegt jedoch kein organischer Befund vor. Die logopädische Therapie erfolgt oft in Zusammenarbeit mit einem Psychologen.

Stimmstörungen können sich äußern durch

  • heiseren, rauen, gepressten Stimmklang
  • Enge- oder Fremdkörpergefühl
  • Räusperzwang
  • Einschränkungen der stimmlichen Belastbarkeit

Störungen nach Hirnschädigungen

Aphasien

sind zentral erworbene Sprachstörungen, die auf einer Schädigung der Sprachregionen in der meist linken Hirnhälfte beruhen. Sie entstehen aufgrund von Hirnschädigungen nach Schlaganfällen, Schädel – Hirn Traumata, Hirnkontusionen, Hirntumoren oder degenerativen Erkrankungen.

Es können folgende Bereiche des Sprachsystems betroffen sein:

  • Wortfindung und Sprachverständnis
  • Grammatik und Satzbau
  • Artikulation
  • allgemeine Kommunikationsfähigkeit


Die sprachlichen Beeinträchtigungen umfassen die rezeptiven und expressiven sprachlichen Modalitäten (Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben). Oberstes Ziel der logopädischen Therapie ist die Verbesserung der sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten des Patienten. Die Therapie wird individuell auf jeden Patienten, auf seine Wünsche und Bedürfnisse abgestimmt. Auch der Partner und die Familie werden aktiv mit in die Therapie einbezogen.

Dysarthrie

Störungen des Sprechens und der Stimme mit folgenden Symptomen:

  • verwaschene, unpräzise Artikulation
  • Veränderungen der Stimme
  • Störung der Prosodie (Sprechmelodie)
  • Störung der Atmung
  • Mitbewegungen beim Sprechen (z.B. Grimassen, Augenzwinkern)

Dysarthrien sind die häufigsten neuronal bedingten Kommunikationsstörungen. Bei der Dysarthrie sind die am Sprechvorgang beteiligten Muskeln und Organe (Kehlkopf und Stimmlippen) intakt, ebenso das sprachliche Wissen. Gestört ist die motorische Ausführung der Sprechmuskulatur.

Dysphagien

sind Störungen des Schluckvorganges, die durch neurologische Erkrankungen verursacht werden. Für die Betroffenen kann die Gefahr bestehen, dass Speichel, Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangen und dort zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen. Mögliche Anzeichen einer Schluckstörung:

  • häufiges Verschlucken
  • Verweigerung von Nahrung und daraus resultierender Gewichtsverlust
  • Stimmveränderungen („brodelige Stimme“)
  • Essensrückstände im Mund nach Beendigung der Mahlzeit
  • nass klingender Husten

Sprechapraxie

Störungen in der Bewegungsplanung von Artikulationsbewegungen.

Eine Sprechapraxie tritt selten isoliert auf, meist in Verbindung mit Aphasie und/ oder Dysarthrie. Das Gehirn leitet lückenhafte Informationen über die Nervenbahnen an die Muskulatur, wie ein Laut zu bilden ist. Der Laut wird dann vom Patienten entstellt, ausgelassen oder ersetzt. Symptome:

  • artikulatorische Suchbewegungen
  • Sprechen mit großer Sprechanstrengung
  • unflüssiges Sprechen
  • zahlreiche Artikulationsfehler treten auf